Delfine des Zoo Lissabon (Jardim Zoologico de Lisboa) 
Einleitung
In meiner persönlichen Mission, alle europäischen Delfinarien zu besuchen (und ich bin nah dran mittlerweile!) kam ich nach Portugal. In den Jardim Zoológico de Lisboa oder auch Zoo von Lissabon. Es ist sehr interessant, auf diese Weise in ganz Europa die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Haltung, Training und Versorgung von Delfinen zu sehen. Letztes Jahr besuchte ich sieben verschiedene Delfinarien, ich bin sehr gespannt, was dieses Jahr bringen wird! Es ist auf jeden Fall jedes Mal wieder ein Abenteuer neue, aber manchmal auch bekannte Tiere zu treffen, sehr viele verschiedene zugewandte Menschen zu treffen und und die unterschiedlichen Trainingstechniken sehen zu könnnen und manchmal selbst mitmachen zu dürfen! Auch wenn Delfinarien jedes Jahr mehr Druck durch Tierrechtsaktivisten bekommen und sich das Verständnis der Öffentlichkeit verändert, geben die Trainer und Tierpfleger wirklich weiterhin ihr Bestes. Hiermit meine ich sowohl das Versorgen der Tiere (die Qualität der Meeressäugerhaltung in Europa ist sehr hoch!) als auch die Öffentlichkeit zu informieren und zum Naturschutz anzuspornen. Beides ist schließlich die Rechtfertigung für Delfinarien in der modernen Zeit. Auch wenn ich absolut nicht gegen die heutige Art der Haltung von Delfinen in Delfinarien bin, gibt es meiner Meinung nach auf jeden Fall Raum für Verbesserungen. Viele Delfinarien stammen aus den 70ern, 80ern oder 90ern und sind heutzutage sehr veraltet. Das Delfinarium des Zoo Lissabon (und ein Großteil der anderen Tiergehege) ist dafür ein Beispiel. Doch bedeutet ein veraltetes oder kleines Gehege nicht immer schlechte Versorgung, etwas, das ich selbst erfahren habe, zum Beispiel in Osteuropa aber auch im ehemaligen Delphinarium Münster.
Da ich seit nun mehr als 15 Jahren Interesse an dieser Branche habe, und seit 10 Jahren in der Tierpflege und dem Tiertraining arbeite, habe ich eine deutliche Veränderung gesehen und mitgemacht im Halten und Präsentieren von Delfinen. Delfinarien halten ihre Tiere natürlicher, legen den Fokus mehr auf Edukation und sind kritischer, was noch in den Shows gezeigt werden kann – die nun meist Präsentationen oder Vorstellungen sind. Leider schließen auch einige Parks ihre Delfinarien dank der stets kritischer werdenden Öffentlichkeit und des Drucks durch Tierrechtler. Meiner Meinung nach ist das keine Lösung. Es gibt nämlich noch keine guten Alternativen für die Tiere, die nach so einer Schließung übrig bleiben. Meist werden sie in einen anderen Park transportiert. Hier sind die Tiere dann manchmal sogar schlechter dran, als da wo sie herkamen. Beispiele dafür können ein kleineres Becken, eine altmodischere Show oder weniger strenge Regeln zur Tierhaltung in dem Land, wohin sie kommen, sein. Da ist der lange und stressige Transport der Tiere die vielleicht schon älter sind, noch gar nicht zugerechnet. Es gibt leider noch keine echten 'Sanctuaries' für Große Tümmler. Ein Sanctuary ist eine Umgebung die meist von Tierrechtsaktivisten geführt wird, wo die Tiere in einer Halb-Freiheit leben können und hier wie zur Pension leben. Mit eventueller Aussicht auf Freilassung in der Wildnis. Vorerst gibt es solche Sanctuaries aber leider nicht und es ist nur eine kleine Zahl Projekte bekannt, wobei Tiere starben oder verhungerten nach der Freilassung. In der heutigen Situation verlagert man das Poblem also nur, wenn man einen Park schließt, während die Tiere immer noch in einem anderen Park leben oder es ihnen sogar schlechter als vorher geht.
Oben: Interaktionen mit den Delfinen des Delfinariums Lissabon. Langsam aber sicher lerne ich so noch alle Delfine in Europa kennen!
Der Zoo
Der Zoo von Lissabon ist erstaunlich alt! Mit seinen fast 140 Jahren ist er einer der älteren Zoos Europas. Das sieht man auch gut am Flaire des Parks. Alte Bäume, Begrünung, Pfade, Standbilder geben einem echt das Gefühl in einem antiken Zoo herumzulaufen. Leider ist dies auch noch an manchen Tiergehegen zu sehen. Vogelkäfige im viktorianischen Stil und eine Affengallerie wo alle möglichen mittelgroßen Affenarten nebeneinander in Gehegen gehalten werden, sind hier Beispiele von. Auch hatte das Bärengehege noch eine altmodische und typische „Bärengrube“, etwas wovon moderne Zoos weg wollen. Im Gesamten sahen die Tiere gut versorgt aus, aber es gab eindeutig Gehege die zum Beispiel nicht mehr dem heutigen 'Niederländischen Bild' und den modernen Standards entsprechen. Dem zum Trotz gab es auch eine Menge moderne Gehege! Vor allem der Menschenaffen-Komplex war beeindruckend! Und auch das Elefantental war ausladend und enthielt viele natürliche Elemente und Tierbeschäftigung. Das Löwengehege war auch beeindruckend. Durch den Zoo läuft eine Seilbahn, von der man gratis Gebrauch machen kann. Auf der Fahrt hat man einen schönen Überblick über den Zoo. Von oben sieht man auch gut die Unterschiede zwischen den veralteten und den modernen Gehegen, vor Allem an den Dachkonstruktionen. Es war ein interessanter Mix aus Geschichte und modernen Gehegen.
Die ursprünglichen Einrichtungen, eröffnet 1884, befanden sich im Parque de Sao Sebastiao da Pedreira, und wurden 1984 nach Palhava gebracht, auf das Land wo sich heutzutage die Calouste Gulbenkian Foundation befindet. Später, 1905, zog der Zoo an seine heutige Position, nach Quinta das Laranjeiras, in Sete Rios. Die Erbauer waren Dr. Van Der Laan, damals Besitzer des größten Geflügelbetriebs des Landes, Dr. Sousa Martins und May Figueira. Zusammen beschlossen sie, eine zoologische Einrichtung für Tiere und Pflanzen zu bauen nach Vorbild von wissenschaftlichen Tiergärten die es in Frankreich und den Niederlanden (Artis) gab. Dies wurde durch die besondere geografische Lage von Lissabon ermöglicht, wodurch das Akklimatisieren von exotischen Arten vereinfacht wurde. Am Ende des Jahres bereiste die Gruppe Europa. Sie besuchten Zoos die in einigen europäischen Hauptstädten waren und sammelten Wissen für den Bau des Zoos in Lissabon. Heute beherrbergt der Zoo ungefähr 2000 Tiere in 300 Arten.. Oben: Fotos vom Zoo Lissabon. Es ist ein sehr alter Zoo mit einer bewegten Geschichte. Dies ist auch gut an seiner Atmosphäre sichtbar. Es gibt viele alte Gehege, aber auch neue Teile und Gehege, was einen interessanten Mix aus Nostalie und moderner Tierhaltung ergibt.
Delfinarium
Die Vergangenheit des Delfinarium Lissabon ist etwas vage und undeutlich. Es gibt Informationen über „das erste Delfinarium“ schon ab 1988. Damals wurden 3 Tiere aus Brasilien nach Lissabon importiert. Das waren die Tiere Missy, Pinnochio und ein namenloses Tier aus Acuarama. Der Zoo eröffnete sein Delfinhabitat im Jahr 1995. Wahrscheinlich ging es bei diesen ersten Tieren um ein mobiles Becken, so wie man sie damals viel in Europa sehen konnte. Sie wurden häufig „Florida show“ genannt, weil die ersten Delfinshows aus Florida bekannt wurden. Die meisten Tiere dieser ersten Shows kamen auch oft tatsächlich von dort. Diese- meist befristeten- Sows tauchten oft in Deutschland, Spanien, Schweiz und Italien auf. Das heutige Delfinarium im Zoo wurde am 18.5.1995 eingeweiht unter dem Namen „Baia dos Golfinhos“. Es stellt ein typisches portugiesisches Fischerdorf dar, inklusive dem Nachbau eines Leuchtturms. Das Delfinarium besteht aus drei Becken und einem Medpool. Der tiefste Punkt ist 6 Meter tief und der Komplex ist 36 Meter im Durchmesser. Er hat eine Kapazität von 1.800 Zuschauern und bietet ein Dach für verregnete Tage und gegen die intensive Sommersonne. Früher wurde hier auch eine Seelöwenshow gegeben aber zur Zeit leben hier nur noch Delfine. Die Delfinshow hat einige edukative Aspekte aber ist hauptsächlich noch eine klassische „Show“. Mit Musik, high-energy-Tricks und Wasserarbeit. Auch befindet sich im Zoo noch ein zweites Delfingehege, die „Lagune“. Hier wurden Mütter mit Jungtieren gehalten. Zur Zeit steht dieses Gehege leer. Dieses Delfinarium kam mir persönlich vor Jahren schon auf den Schirm. Um das Jahr 2006 herum begann ich damit, das Internet nach verschiedenen Delfinarien in Europa zu durchsuchen. Obwohl es damals noch wenige Informationen zu finden gab und beinah keine Fotos im Internet waren (die ersten Smartphones waren noch nicht auf dem Markt und daher hatte nicht jeder eine Kamera bei sich) begann ich mit einem Mädchen zu korrespondieren, das im Delfinarium Lissabon als Freiwillige arbeitete. Sie sendete mir Fotos zu. So auch von Nazare, einem jungen Grindwal, der am 27.8.2007 gerettet wurde. Grindwale werden nicht oft in Menschenobhut gehalten, so dass das ziemlich besonders war! Nazare konnte nicht mehr ausgewildert werden und blieb permanent in der Obhut des Delfinarium Lissabon. Ich habe die Fotos die wir austauschten, noch immer. Ein Grindwal, schwimmend und springend inmitten von Tümmlern! Ein wirklich absurder Anblick! Am Ende versuchte SeaWorld Orlando in den USA eine Genehmigung zu bekommen, um Nazare zu importieren. So könnte er mit Artgenossen leben, da SeaWorld zwei weibliche Grindwale hatte. Leider verstarb Nazare am 4.6.2009. Die Todesursache war laut Zoo „Ertrinken“, da er sich in der Struktur des Beckens verfangen hatte. Oben: Fotos des Delfinariums und der Vorstellung, die gegeben wird. Es ist eine ziemlich klassische „Show“, mit einigen edukativen Aspekten.
Delfine
Das heutige Delfinarium öffnete am 18.5.1995 mit den Delfinen Spray und Coral aus Marine World Vallejo und Lucky und Hastings aus dem Brookfield Zoo. Coral starb leider nicht mal ein Jahr später an unbekannten Ursachen. Spray starb am 19.3.1998 während Komplikationen bei der Geburt ihres ersten Kalbs. Lucky und Hastings ging es gut in Lissabon und lebten jahrelang dort bis sie letztendlich am 7.6.2002 in den Broofield Zoo zurückkehrten. 1996 wurden sie mit Soda und Kobie vergesellschaftet, die am 25.10. von Dolphin Connection gekommen waren. Soda und Kobie leben noch stets im Delfinarium. Am 17.5.1999 kam noch das Weibchen Victoria aka Vicky aus dem Zoo Barcelona dazu, wo sie am 16.6.1996 geboren wurde. Auch Vicky lebt zur Zeit noch im Park. Im Laufe der Jahre bekamen Soda, Kobie und Vicky mehrere Junge, doch überlebten diese leider nicht lang oder es gab Komplikationen während der Tragzeit. Als Lucky und Hastings zum Brookfield Zoo zurückkehrten, hatte das Delfinarium obendies kein Zuchtmännchen mehr. Darum kam im November 2006 Neo aus dem Zoo Barcelona. Er war gerade mal 3 Jahre alt und sollte das künftige Zuchttier des Delfinariums werden. Nach einigen Jahren ergab das noch immer kein Resultat. Das Delfinarium unternahm einen beachtlichen Schritt: Es importierte 2011 ein männliches Tier mit dem Namen Ajax aus SeaWorld Orlando in den USA. Das scheint auf den ersten Blick nicht so ungewöhnlich zu sein, da viele der ersten oben erwähnten Tiere aus den USA kamen, aber vom Rest der Delfinarienbranche wurde dies geringgeschätzt. Es gab nämlich einen hohen Überschuss an Männchen in europäischen Delfinarien. Das Delfinarium hätte somit leicht ein unverwandtes Männchen aus einem anderen Park in Europa bekommen können, die es hier nämlich im Überfluss gab! Auch hätte so ein viel kostspieliger und auch längerer (und damit schwerer für das Tier) Transport aus den USA vermieden werden können. Warum das Delfinarium von Lissabon dennoch Ajax wählte, ist unbekannt. Wie auch immer, dieses Mal funktionierte es! Ajax zeugte zwei Söhne. Vicky bekam ihren Sohn Yuki am 10.10.2013 und Soda bekam Sado am 25.5.2016. Leider konnte Ajax seinen zweiten Sohn nicht mehr treffen; er starb am 28.10.2015 an einer bakteriellen Infektion. Soda war da noch trächtig (Delfine tragen ungefähr 12 Monate). Es wurden noch zwei Junge geboren im Jardim Zoologico de Lisboa; Ricky, ein Sohn von Vicky am 15.11.2017 und der jüngste Sprössling, Troia am 28.1.2020. Die Mutter von Troia ist Soda. Der Vater der letzten zwei Jungen ist Neo.
Es leben zur Zeit 8 Delfine im Delfinarium des Zoo Lissabon. Oben siehst du sie alle nebeneinander. Man kann sie in zwei Gruppen unterteilen; die älteren Tiere und die jungen Tiere. Oder in Weibchen vs. Männchen. Die Gruppe besteht aus den erwachsenen Weibchen Soda, Kobie und Vicky mit dem erwachsenen Männchen Neo. Ferner gibt es noch vier Jungtiere die im Zoo Lissabon geboren wurden. Das sind Yuki, Ricky, Sado und Troia..
Oben: Nahaufnahmen der Interaktion mit den Delfinen an der Unterwasserscheibe. Es leben zur Zeit acht Delfine im Zoo Lissabon.